Eine körperlich anstrengende Arbeit bei allen Witterungsbedingungen – und das für mehr als acht Stunden täglich – das zieht bei den diversen heutigen Berufsalternativen vermutlich die wenigsten in die Baubranche. Die gesellschaftlichen Trends gehen in Richtung Work-Life-Balance, flexibler Arbeitszeiten und vielleicht einer geteilten Erwerbsarbeit beider Partner beim Aufziehen der Kinder. Vor allem junge Menschen wünschen sich mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, öfter Freunde zu treffen oder den persönlichen Hobbys und Interessen nachgehen zu können. So ist die zunehmende Nachfrage nach Teilzeitarbeitsmodellen, insbesondere bei der jüngeren Generation, im Hinblick auf attraktivere Anstellungsbedingungen ein wichtiges Thema. Schliesslich ist die Nachfrage nach Teilzeitstellen - gerade im Baugewerbe - deutlich grösser als das tatsächliche Angebot der Unternehmen.
Während es in den Dienstleistungsbranchen, in denen prozentual deutlich mehr Frauen arbeiten, keineswegs unüblich ist, Stellen mit Angaben von Stellenprozenten auszuschreiben, ist dies im Baugewerbe, in dem viele Männer arbeiten, kaum der Fall. Obwohl der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen in der Schweiz in den letzten 25 Jahren sowohl bei Männern als auch bei Frauen gestiegen ist, ist Teilzeitarbeit zwischen den Geschlechtern noch immer recht ungleich verteilt: So arbeitet heute die Mehrheit der erwerbstätigen Frauen, knapp 60 Prozent, in einem Teilzeitpensum, wohingegen es bei Männern nicht einmal 20 Prozent sind.
Wenig überraschend ist daher, dass der Anteil der Teilzeitbeschäftigten im Dienstleistungssektor stolze 46 Prozent (2017) beträgt, wohingegen er in Industrie und Baugewerbe lediglich 16 Prozent (2017) ausmacht. Der Anteil an Teilzeitstellen speziell in der Baubranche ist zwar seit 1991 von 9,3 Prozent bis 2017 auf 14,3 Prozent angestiegen, im Vergleich zu anderen Branchen jedoch äussert gering. Hinzu kommt die hohe Differenz zwischen den Geschlechtern: So lag der Anteil von Frauen in Teilzeitpensen 2017 bei 62,8 Prozent, bei Männern jedoch nur bei 7,7 Prozent. Damit ist der Anteil an Männern, die in der Baubranche einer Teilzeittätigkeit nachgehen, fast drei Mal geringer als der ohnehin schon niedrige durchschnittliche Anteil von Männern in Teilzeitpensen.
Vergleicht man diese Zahlen mit den im Familienbericht des Bundesrates (2017) untersuchten Rollen- und Familienvorstellungen von Männern und Frauen, wird offensichtlich, an welchem Punkt die Beschäftigung in der Baubranche in jedem Fall Attraktivitätseinbussen erfährt. Gefragt nach ihrer Idealvorstellung in Bezug auf die Aufteilung der Erwerbsarbeit, nennen Frauen und Männer zwischen 25 und 54 Jahren mit Kindern im Vorschulalter am häufigsten das Modell „beide Eltern Teilzeit erwerbstätig“ (36% der Männer, 42% der Frauen), dicht gefolgt von „Vater Vollzeit, Mutter Teilzeit erwerbstätig“ (34% der Männer, 32% der Frauen). Hier zeigt sich die klare Nachfrage nach Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, sowohl von Seiten der Männer als auch der Frauen, vor allem im familiären Kontext. In der Realität ist die Umsetzung dieser Idealvorstellung jedoch offenbar nur schwer bzw. selten möglich: So leben und arbeiten beispielsweise bei nur 9 Prozent der Befragten beide Elternteile in einem Teilzeitpensum.
Durch unsere persönlich durchgeführten Interviews mit Beschäftigten aus der Spengler-, Gartenbau-, Strassenbau- und Maurerbranche konnten wir im Hinblick auf Teilzeitarbeitsmöglichkeiten den Eindruck gewinnen, dass für diejenigen, für die es ein grosses Anliegen ist Teilzeit zu arbeiten, diese Option auch realisierbar ist. Allerdings ist Teilzeitarbeit nach wie vor kein verbreitetes Modell, sondern das 100 Prozentpensum der gängige Standard. Auch vernahmen wir, dass eine Teilzeittätigkeit als ausführender Mitarbeiter weniger problematisch sei, wohingegen es als Polier aufgrund der grösseren Verantwortung und Führungstätigkeit durchaus schwieriger sei.
Der Grund für die noch immer wenig etablierten Teilzeitmöglichkeiten in der Baubranche ist zum einen vermutlich die – heute kaum noch aktuelle - Vorstellung des vollzeitarbeitenden Familienvaters, der durch seine alleinige Tätigkeit den Unterhalt für seine Familie bestreitet. Zum anderen ergeben sich für viele Baufirmen Probleme im praktischen Umgang mit individuellen Arbeitspensen ihrer Mitarbeiter*innen. Ein grösserer Koordinationsaufwand, aufwendigere Planung und nicht ausreichende Kommunikation sind hier wahrscheinlich die grössten Hemmnisse. An dieser Stelle sind nun die richtigen Tools gefragt: So ist es mit der speziellen Teilzeitfunktion von Vanillaplan problemlos möglich ein individuelles Teilzeitpensum für jede/n Mitarbeiter*in einzustellen, sodass dieses bei der Einsatz- und Kapazitätsplanung automatisch berücksichtigt und eingeplant wird. Ohne Mehraufwand kann hier also eine gezielte Planung erfolgen – und Teilzeitarbeit möglich gemacht werden.
Angesichts der zu Anfang des Artikels angeführten Problematik des zunehmenden Nachwuchs- und Fachkräftemangels in der Baubranche, lässt sich abschliessend sagen, dass Teilzeitarbeitsmodelle vermutlich eine wichtige und unumgängliche Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit letztendlich auch der Gleichstellung von Männern und Frauen im Erwerbsleben sind. Die Tatsache, dass sich das Familienleben dahingehend wandelt, dass auch Väter bewusst am Aufwachsen ihrer Kinder beteiligt sein möchten, wohingegen Frauen vielleicht nicht vollständig aus ihrem Erwerbsleben aussteigen wollen, macht Teilzeitarbeitsmodelle auf beiden Seiten notwendig. Um die junge Generation an Männern wie Frauen erfolgreich anzusprechen und für eine Arbeit in der Baubranche gewinnen zu können, sind moderne Arbeitsverhältnisse wie beispielsweise Teilzeitarbeitsmöglichkeiten ein wichtiger Schritt.
Fehlender Nachwuchs, eine immer älter werdende Belegschaft und ein nach wie vor niedriger Frauenanteil - die Probleme, mit denen sich die Baubranche trotz gegenteiliger Bemühungen konfrontiert sieht, verschärfen sich zusehends. Die Frage, auf welche Weise junge Leute für eine Tätigkeit im Baugewerbe gewonnen werden können, wird somit immer relevanter. Attraktivere Anstellungsverhältnisse, in denen sich die beruflichen Wünsche und Vorstellungen der jungen Generation widerspiegeln, wären dabei ein möglicher Weg.