Immer häufiger begegnen uns inzwischen Statistiken über den wachsenden CO2 -Verbrauch in der Digitalwirtschaft. Und das nicht ganz grundlos: Während Schätzungen zufolge der Anteil des Flugverkehrs an den globalen CO2-Emissionen bei zwei bis drei Prozent liegt, lassen sich aktuell fast vier Prozent aller CO2-Emissionen auf die globale Digitaltechnik zurückführen. Und es wird nicht weniger: Aktuelle Studien prognostizieren einen Anstieg der Emissionen der Digitalwirtschaft bis 2025 auf ganze acht Prozent des Gesamt-CO2-Ausstosses!
Besorgniserregende Fakten – wie sollen wir damit umgehen?
Mit steigendem Verbrauch ergibt sich zunehmend die Frage, wie wir möglichst ressourcenschonend wirtschaften können und Kapazitäten so nutzen, dass wir nicht über unserem Bedarf leben und die Bedürfnisse zukünftiger Generationen beeinträchtigen. In diesem Kontext denken wir alle wahrscheinlich an einen Begriff: Nachhaltigkeit. Bisher kennen wir diese überwiegend aus Bereichen wie Transport, Materialeinsatz oder Wärme- und Kühltechnologien. Da allerdings ein Grossteil unseres Lebens inzwischen online abläuft und die Digitalisierung immer schneller voranschreitet, ist es kein Wunder, dass die grossen Entwicklungsfelder unserer Zeit, «Digitalisierung» und «Nachhaltigkeit», zusammentreffen – und so kommen wir zur digitalen Nachhaltigkeit.
Digitale Nachhaltigkeit – ressourcenschonende Hardware?
In Bezug auf digitale Nachhaltigkeit denken wir vermutlich zuerst an ressourcenschonende Hardware – schliesslich muss diese ja physisch hergestellt werden, oder? Definitiv nicht ganz falsch – ein wesentlicher Teil des CO2-Verbrauchs entsteht bei der Herstellung der Geräte. Möglichst lange nutzen, reparieren statt sofort wegschmeissen und einzelne defekte Teile austauschen können hier sinnvolle Massnahmen sein.
Doch von genauso grosser Bedeutung ist die Software…
– denn immer grössere Datenmengen, ressourcenintensivere Operationen und komplexere Programme werden entwickelt und wollen verarbeitet und verwaltet werden. Eine schlanke Programmierung, die Wahl einer energiesparenden Programmiersprache oder modulare Erweiterungsmöglichkeiten sind mögliche Stellschrauben für eine nachhaltige Software. Auch hat Software eine gewisse Einflussmöglichkeit auf die Hardware-Lebensdauer: So sollte Software so programmiert sein, dass sie möglichst lange auch auf älterer Hardware noch läuft und Geräte nicht aufgrund von Inkompatibilität frühzeitig durch neue ersetzt werden müssen.
Wodurch zeichnet sich nachhaltige Software denn aus?
Ganz allgemein lässt sich sagen: Mit nachhaltiger Software ist gemeint, dass diese entlang ihres Lebensweges die Umwelt wenig belastet. Dabei betrifft Nachhaltigkeit jede Lebensphase der Software: die Herstellung, Nutzung und am Ende die Entsorgung selbiger. Software sollte somit im Idealfall effizient programmiert, achtsam genutzt und wiederverwertbar sein. Neben den energieeffizienten Eigenschaften der Software selbst, kann sie auch zu Nachhaltigkeit beitragen, indem sie den ressourcenschonenden Einsatz anderer IT-Systeme fördert: So können beispielsweise Heiz- und Lüftungssysteme oder Beleuchtung energieeffizienter gesteuert und Prozesse optimiert werden.
Die interessanten Fragen, die sich nun natürlich stellen, sind, wie Software konkret aussehen soll, um nachhaltig zu sein. Von der Serverkühlung bis zur Komplexität des Quellcodes – was sind bedeutende Faktoren für eine nachhaltige Software und wie lassen sich diese verbessern? Und worauf kann der Nutzer andersherum letztendlich beim Gebrauch achten, um ressourcenschonend zu agieren? Mit all diesen Fragen werden wir uns in unseren nächsten Artikeln beschäftigen!
Studien zufolge emittiert das Trainieren eines einzigen künstlichen neuronalen Netzwerks (KNN) mit 313 Tonnen CO2 etwa fünfmal so viel Kohlenstoffdioxyd wie ein Fahrzeug in seinem gesamten Lebenszyklus, inklusive Kraftstoff. Die Kryptowährung Bitcoin verbraucht mit aktuell rund 125 Terrawattstunden Strom pro Jahr vergleichbar viel Energie wie ganz Norwegen – das ist insgesamt knapp viermal so viel wie die Schweiz mit 58,1 Terrawattstunden. Ungefähr dreihundert Millionen Tonnen CO2 verbrauchen wir allein durch das Streamen von Online-Videos.